Die Wahllokale sind an einem Wahlsonntag kaum geschlossen, da werden in den Medien bereits die ersten Hochrechnungen bekannt gegeben. Die Ergebnisse stimmen in diesem Moment bereits erstaunlich genau mit dem späteren amtlichen Endergebnis überein. Dabei beginnt nach der Abgabe der letzten Stimme erst tatsächlich die Auszählung der Stimmen. Wie kann da die erste Annäherung ans Ergebnis so schnell vonstattengehen?

Die Bekanntgabe von Meinungsumfragen während der laufenden Wahl ist in den meisten demokratischen Staaten nicht gestattet, weil dies das Wahlergebnis verfälschen würde. Diejenigen, die erst am Abend zur Wahlurne schreiten, könnten in ihrer Wahl von den Ergebnissen der aktuellen Umfragen beeinflusst werden. Doch die Erhebung von Umfragen ist normalerweise nicht verboten. Daher werden an ausgewählten Orten Reporter zu den Wahllokalen geschickt, welche die Wähler nach der gerade abgegebenen Stimme befragen. Die Erfahrung zeigt, dass diejenigen, die in diesem Moment zu einer Aussage bereit sind, auch meist zuverlässige Antworten geben. Der wichtigste Unterschied dieser Umfrage im Vergleich zu den Vorabumfragen in den Wochen vor der Wahl ist, dass alle Befragten sich tatsächlich schon entschieden haben. Denn da immer mehr Menschen erst kurz vor der Abgabe der Stimme tatsächlich entscheiden, wen sie wählen, werden die frühen Umfragen natürlich immer ungenauer. Genau sind die Umfragen deswegen, weil sich die Gruppe der Befragten ebenso zusammensetzt, wie die Gruppe aller Wähler. Die Prozentangaben der Wahlstimmen lassen sich in diesem Fall von der kleinen auf die grosse Gruppe übertragen.

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